10 Fragen an Amira
@a.mira.a.r

Stell dich bitte kurz vor!
Hey, ich bin Amira, bin 27 Jahre alt und habe erst einen Abschluss in Architektur gemacht und danach Modedesign studiert. Seit April bin ich damit fertig und mache ich hier und da ein paar Styling Jobs.
Seit wann interessierst du dich für Modedesign und wie bist du dazu gekommen?
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, wann das Thema Modedesign so präsent geworden ist. Mode an sich war immer ein Weg, mich auszudrücken. Modedesign zu studieren kam mir erst nach meinem Architekturstudium in den Sinn, als ich gemerkt hatte, dass das nicht wirklich meine Welt war.
Wirklich darauf gekommen bin ich eigentlich durch ein Praktikum im Designbereich bei BMW. Ich war da bei der Color-and-Trim-Abteilung und ein paar Mitarbeiterinnen dort hatten Mode studiert und haben es geschafft, mich auf das Studium aufmerksam zu machen.
Wieso hast du dich für Fashion und nicht für eine andere Kunstform entschieden?
Dass ich etwas Kreatives machen möchte, war immer klar. Architektur war der erste Versuch, das umzusetzen. Aber ich habe gemerkt, dass es schwer für mich war, Themen und vorallem meine Identität durch Architektur auszudrücken. Mode war für mich immer ein Weg, dies zu tun. So viele Menschen schaffen es, durch ihre Kleidung zu zeigen, wer sie sind und für was sie stehen. Ich wollte das auch. Ich wollte eine Kunstform erlernen, mit der ich etwas erschaffe, worin sich Menschen wohlfühlen und womit sie sich vielleicht sogar identifizieren können.
Was möchtest du mit deiner Mode ausdrücken?
Mit meinen Designs versuche ich immer unterschiedliche Themen zu vereinen und so etwas Neues zu kreieren. Die wichtigsten Themen waren immer meine Wurzeln, welche im Libanon liegen, und Bereiche, die mit Genderdiskussionen, LGBTQ+-Themen und Feminismus zu tun haben. Die Dissonanz, die sich durch meine Queerness und meine Wurzeln gebildet hat, zu vereinen.
Meine Kleidung soll ein Gefühl von Zugehörigkeit und Identität schaffen.
In drei Stichworten: Wie würdest du deine Mode und Kreationen beschreiben?
Als ehrlich, stark und gefühlvoll.
Von was oder wem ist deine Fashion inspiriert?
Ich hole mir meine Inspiration von ganz verschiedenen Orten. Wie bereits erwähnt liegt ein großer Teil meiner Inspiration im Libanon und in den Gender Studien. Aber ich lasse mich auch durch Kunst, Gedichte und interessanten Menschen inspirieren. In manchen meiner Designs war zum Beispiel Erykah Badu eine große Inspiration. In meiner letzten Kollektion haben die Werke von Judith Butler eine große Rolle gespielt.
Wie schätzt du die Zukunft der Modebranche ein?
In Zukunft glaube ich, dass in der Modebranche grundsätzlich neue Herangehensweisen ausgearbeitet werden. Nicht nur die Pandemie hat einiges verändert, auch das immer weiter wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist ein riesen Thema geworden. Die Modebranche muss sich anpassen und umstrukturieren. Vielleicht muss sie sich sogar in mancher Hinsicht neu erfinden.
Merkst du Veränderungen in der Mode- und Designbranche, was BIPoC und LGBTQ+ angeht?
Die Frage ist schwierig zu beantworten. Ja und nein. Ich finde, seit letztem Sommer wird dem ganzen Thema mehr Aufmerksamkeit gegeben. Diversität aber wirklich als Grundwert zu etablieren und daraus eine Selbstverständlichkeit zu machen, ohne dass es nur „Schein“ ist – ich glaube davon sind wir leider noch entfernt. Klar, es gibt Veränderung, aber dass die Modebranche noch immer ganz klar von weißen Designer:innen dominiert wird, darf man nicht vergessen.
Welche Veränderungen würdest du dir denn für die Branche bezüglich BIPoC und LGBTQ+ erhoffen?
Ich würde mir wünschen, dass Diversität als Grundwert in der Branche etabliert wird und die Repräsentation von BIPoC in der Modeindustrie nicht nur vor der Kamera steigt, sondern vor allem dahinter. Also im Management- und Designbereich… Queerness, “Anderssein” ist ja nicht wirklich etwas Neues in der Modewelt. Aber inwiefern werden queere Aspekte nur als Hype aufgegriffen und wo werden diese Aspekte so eingesetzt, dass sie sich wirklich gegen Heteronormativität, gegen Zweigeschlechtlichkeit wenden. Ich hoffe, auch da wird sich weiterhin einiges ändern.
Ich hoffe, dass durch die wachsenden Diskussionen, die momentan entstehen, mehr Menschen auf Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht werden und so immer mehr BIPoC und Menschen der LGBTQ+-Community den Mut haben, ihre Kreativität und ihre Gedanken durch Mode in die Welt zu bringen.
Und was erhoffst du dir in Zukunft von deiner Mode?
Ich hoffe, durch meine Mode in Zukunft Menschen inspirieren zu können, ihre Identität zu erforschen und auszuleben. Sich zu trauen, unterschiedliche, auf den ersten Blick nicht vereinbare Identitäten zu verbinden und so sie selbst zu sein.
Wie sehen deine nächsten künstlerischen Schritte aus?
Mein nächster Schritt ist es, noch mehr Erfahrungen zu sammeln und dazuzulernen. Eventuell gehe ich zu Daily Paper in Amsterdam, die ein großes Vorbild für mich sind. Ein weiter Schritt ist es, eine eigene Marke aufzubauen, die inspirieren wird.





Fotos: Kaj Lehner
Joshua Brown-Colli