„Dream On“ ist eine EP von dem deutsch-südafrikanischen Künstler Cellz und dem Interpreten, Beatmaker und Toningenieur Blue Glass aus Antigua. Die beiden beschreiben ihre Musik als ,,hypnotic downtempo RnB grooves with soulful voices“, die sich im Alternative RnB und Neo-Soul einordnen ließe. Die Klänge des Künstlerduos erwecken das Gefühl des Zeitreisens. Zwischen den Dimensionen sieht man Utopien und Dystopien an einem vorbeiziehen.
Die Stücke sind von sanften Saxophon Soli, analogen Polysynthesizern und einschlägigen Bass-Riffs geprägt. Beide Künstler erscheinen als Sänger und ermutigen mit ihren Texten, trotz der Schwere des Lebens, weiterzumachen. Als Session-Musikerinnen haben Laila Mahmud(Qanun), Ruth Mogrovejo (Viola) und Anna-Lena Schmidtpeter (Backing-Vocals) zu der EP beigetragen.
Auf dem Dachgarten-Museum Heaven 7 des mehrfach ausgezeichneten Aktionskünstlers FLATZhaben Kwami Tendar und Marcel Du Plessis-Zoetl, mit der Schauspielerin Nadja Sabersky einen EP-Film gedreht. Das Musikvideo erscheint auf YouTube und die EP ist auf allen Streaming-Portalen zu hören. Im Interview mit of Color erzählt er von seiner musikalischen Laufbahn.
Was machst du beruflich?
Aktuell würde ich mich als Freelance Eventmanager bezeichnen, ich mache gerade ein Praktikum bei einem kleinen Label. Im Rahmen des Praktikums sowie in der Vergangenheit konnte ich bereits Erfahrungen als Musical Workshop Leader machen. Was das Studieren angeht habe ich bereits einen Bachelor in Management und Technology und möchte nochmal einen Master im Bereich des Musikmanagements machen. Dass ich mich beruflich in der Musikindustrie verwirklichen könnte, wurde mir erst während meines Bachelors klar.
Wie hat deine musische Laufbahn begonnen?
2018 bin ich dem Hip-Hop Kollektiv D!aspora aus München beigetreten. Das ist eine neunköpfige Gruppe bestehend aus Produzenten, DJ, MCs und Instrumentalisten, die sich thematisch insbesondere der Inklusion und der Diversität widmen. Hieraus entstanden mehrere Kollaborationen, die mir das Vertrauen gaben, als Interpret und Songwriter tätig zu werden.
Wie kam es zu den ersten Aufnahmen deiner Musik?
Die ersten Aufnahmen machte ich für D!aspora – “Chaos im Kopf” EP als Saxophonist. In der selben Zeit kamen die beiden Produzenten Glastpype und Charas Lounge, die damals auch bei D!aspora waren, auf mich zu. Sie gaben mir Beats, versorgten mich mit Soft- und und Hardware und sagten, ich sollte doch mal was aufnehmen.
Auf welche Aufnahmen bist du besonders stolz?
Ehrlich gesagt immer auf die Sachen, die noch nicht veröffentlicht wurden. Man entwickelt sich ja stetig weiter und blickt daher etwas kritisch auf vergangene Aufnahmen. Wenn ich eine spezifische Aufnahme nennen müsste, wäre das die von Cruel Fools von der EP “The System”. Ich hatte damals noch nie eine Livesession-Aufnahme gemacht, also mit allen Musikern zeitgleich in einem Raum. Wir haben stundenlang recorded bis wir einen Take hatten mit dem wir zufrieden waren. Das war eine sehr schöne Erfahrung. Grüße und ein dickes Danke an die Beteiligten Olof-Petter Häggström (Drums), Wilbert Pepper (Kontrabass), und Camillo Wildenauer (Gitarre). The Bonzo Session hat auch super viel Spaß gemacht, da ich dort die Lyrics und Melodien der Toplines sozusagen on the spot liefern musste und wir das Ganze in the making aufgenommen haben. Deshalb auch das „Session“ im Titel. Außerdem war das Ganze mit einer Reise nach Berlin verbunden, was zu dem Zeitpunkt sehr aufregend war, weil wir einen langen Lockdown hinter uns hatten.
Deine Musik lässt sich im Hip-Hop, Jazz, RnB & Soul und House verordnen. In welchem Genre fühlst du dich am wohlsten?
Inzwischen fühle ich mich im RnB & Soul am wohlsten. Das liegt wohl daran, dass sich darin viele Elemente aus dem Hip-Hop, Jazz und Blues wiederfinden, es jedoch auch sehr modern klingt. Die Grenzen dieser Genres sind sowieso sehr fließend. Ich kann dort meine Stärken wie den Gesang und das Saxofon, sowie das Schreiben eingängiger Hooklines gut vereinen. Außerdem kann man darin, wie ich finde, eine gewisse Komplexität eingängig klingen lassen.

Worin unterscheidet sich der Solokünstler Cellz von dem Bandmitglied?
Wie vorhin erwähnt, gäbe es den Solointerpret Cellz ohne das Bandmitglied überhaupt nicht. In der Band habe ich so gut wie alles gelernt was ich heute beherrsche. Das wöchentliche Musizieren mit vielen erfahrenen Musikern beschleunigte meine musische Entwicklung ungemein. Das ist nach wie vor noch so. Meine Bandkollegen ermutigten mich auch dazu, den Weg als Solokünstler zu gehen. Ihnen verdanke ich sehr viel!
Von wem oder was ist deine Musik inspiriert?
Als Kind und Jugendlicher hörte ich sehr gerne Musik von zum Beispiel Michael Jackson, Eminem, 50 Cent, Usher, Rihanna, P!nk und Justin Timberlake. Die Alben “Bad” und “Thriller” produziert von Quincy Jones waren sehr wichtig für mich. Ich war zwar im Gymnasium in der Jazz Band, aber eine Passion für Jazz und Blues habe ich ehrlich gesagt erst in den vergangenen Jahren entwickelt. Heute beschäftige ich mich gerne mit Künstlern wie Christian Scott aTunde Adjuah & Ray Charles.
Thematisch hat mich meine zweite Heimat Südafrika, die Heimat meiner Mutter und ihre sozialpolitische Vergangenheit sehr geprägt. Wie die Gesellschaft so gespalten und tyrannisch sein kann, wie damals in der Apartheid, ist oft Thema meiner Titel. Als lokale Inspiration der Gegenwart würde ich gerne den Performance Künstler Flatz nennen. Ich durfte ihn dieses Jahr näher kennen lernen und auf seinem Dachgarten-Museum Heaven 7, mein bald erscheinendes Music Video Dream On drehen. Es ist unglaublich inspirierend, wie er für die Kunst und Kultur lebt. Dieses Jahr hat er die weitreichende Aktion “So Nicht Herr Brunner” gestartet. Er setzt sich mit viel Leidenschaft und dem Einsatz eigener Ressourcen gegen die Gentrifizierung und für den Erhalt des Kulturraums ein.
Wie hat deine Mutter deine Musik inspiriert?
Meine Mutter ist eine Kämpfernatur und personifiziert für mich Empowerment, Entrepreneurship, Selbstvertrauen, Ästhetik und so vieles mehr. Diese Werte versuche ich auch in meiner Musik zu vermitteln. Außerdem ist sie so unglaublich gut vernetzt und versteht es, die Leute auf ihre Seite zu bringen. Ich habe jahrelang für sie – beziehungsweise mit ihr – in der Gastronomie gearbeitet und durfte viel lernen. Sie ist und bleibt ein Idol für mich und prägt mich in meinem Schaffen.
Was willst du mit deiner Musik vermitteln und was hebt dich von anderen ab?
Ich versuche mit meiner Musik zu inklusiven, reflektierten und nachhaltigen Gedanken und Handlungen anzuregen. Ich denke, ich verstehe mich sehr gut darin gewisse Strukturen in der Musik und der Musikindustrie schnell zu erfassen und mir zu eigen zu machen.
Wie beeinflusst dein Schwarzsein/Bi_PoC-sein deine Musik?
Wie jede*r Bi_PoC sicherlich bestätigen kann, beeinflusst das Schwarzsein jeden Aspekt des Lebens. Die Erfahrungen, die man damit macht, sind fest in der Identität eines jeden Bi_PoC’s verankert. Meine Musik ist auch eine Verarbeitung von Ängsten und Hoffnungen, die damit verbunden sind. Nicht nur möchte ich damit anderen marginalisierten Personen eine Botschaft senden, es ist auch eine Art Selbsttherapie.
Du machst Musik mit Künstler*innen aus der ganzen Welt, was konntest du dadurch lernen?
Musik ist tatsächlich eine universelle Sprache. Sie verbindet ungemein schnell und intensiv. Einen Song zusammen zu machen, vermittelt einem das Gefühl, dass man schon seit Jahren befreundet ist. Auch wenn man sich nur digital kennen lernen darf, wie das bei Depart aus Istanbul, Blue Glass aus Antigua oder Fatbabs aus Dinan war, ist das der Fall. Jeder Künstler, mit dem ich zusammengearbeitet habe, hat andere Seiten in mir hervorgerufen und mir enorm viel beigebracht. Bringt man Diversität in seine Kollaborationen, erweckt man auch die Vielschichtigkeit in einem Selbst.
In drei Stichworten: Wie würdest du deine Musik bzw. Songs beschreiben?
Mellow, groovy und catchy.
Was war deine schönste Bühnenerfahrung?
Die ersten Male waren bereits im Chor der Grundschule als erste Sopran Stimme, wenn ich mich richtig erinnere. Dort war ich, denke ich, noch ziemlich verunsichert. Meine schönste Bühnenerfahrung war letztens auf dem “KunstImQuadrat” in München. Irgendwie war dieser Auftritt sehr besonders für mich. Danke an alle die da waren und mich unterstützt haben!
Und was sind deine nächsten musikalischen Schritte? Worauf dürfen wir uns in Zukunft freuen?
Am 14. Januar erscheint die Single Dream On – Cellz x Blue Glass zur gleichnamigen EP, welche vier Wochen später erscheint. Es ist ein hypnotic downtempo RnB Projekt welches das Ganze nochmal auf das nächste Level heben wird. Ich bin sehr gespannt, wie dieser Release in der Community ankommen wird. Es ist auch eine Frage der Vermarktung, jedoch bin ich guter Dinge, da wir zusammen mit Kwami Tendar ein sehr bewegendes Music Video veröffentlichen werden.
Auf welches Talent, dass nichts mit Musik zu tun hat, bist du am meisten stolz?
Stolz wäre übertrieben, aber ich schlag mich ganz gut in Ball- und Schlägersportarten wie Spikeball, Squash und Tischtennis. Das macht mir super viel Spaß!
Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft?
Liebe & Gesundheit für alle Bewohner dieser Erde!