Buchrezension zu 'Antifa Gençlik'

Die Masse an antirassistischen und antikapitalistischen Widerstandskämpfen wird aus der Geschichte radiert. Das Buch Antifa Gençlik hält eine dieser Widerstandbewegungen fest und regt zu Debatten zu antifaschistischem Widerstand, migrantischer Selbstorganisation, linken Bündnissen und antirassistischer Politik an.
(Bildquelle: ©Unrast Verlag)
1988 begannen Nazis in Westberliner Stadtteilen ganz offen und unverschämt Migrant*innen anzugreifen. Dagegen gründete sich Antifaşist Gençlik, deutsch: Antifaschistische Jugend. Die Antifa Gençlik wurde an der Schnittstelle migrantischer Vereinskultur, Jugendbanden des Kiez’ und autonomer antifaschistischer Politik gegründet.
Bald bildeten sich Antifa-Gençlik-Gruppen in mehreren deutschen Städten und darüber hinaus. »Antifaşist Haber Bülteni«, die Zeitschrift der Gençlik, ließ die Mitglieder der Jugendgangs selbst zu Wort kommen, um ihre Sicht der Dinge zu erklären. Gençlik gab den jungen Menschen eine Stimme, eine gemeinsame Plattform und setzte damit Maßstäbe.
Bei einer militanten Aktion, bei der das Ziel war, Staßen und U-Bahnen nazifrei zu machen, wurde 1992 ein Nazi tödlich verletzt, woraufhin fünf Mitglieder von Antifaşist Gençlik verhaftet und angeklagt wurden. Die Gruppe konnte dem polizeilichen Druck nicht standhalten und stellte ihre Arbeit ein. Mitte der 1990er Jahre lösten sich die Strukturen als Folge staatlicher Repression auf.
Bis heute stellt die Antifa Gençlik einen einzigartigen Organisationsansatz im Kontext autonomer und antifaschistischer Politik in Deutschland dar. Durch ihre Arbeit konnten sie viele Migrant*innen aus ärmeren Vierteln mobilisieren. Antifa Gençlik hat im Nachhinein jedoch bereut, diesen Menschen keine sozialen Perspektiven aufgezeigt zu haben. Daraus können wir lernen, unseren Kampf gegen Rassismus eng mit der sozialen Frage zu verknüpfen, weshalb Kapitalismuskritik unausweichlich ist.
Durch das Einlesen in bereits vorherrschende Strukturen können wir viel lernen, über revolutionäre Momente in der Geschichte und über Befreiung. Unsere Kämpfe lassen sich in ein Kontinuum generationenübergreifender Kämpfe einordnen.
Das Buch Antifa Gençlik wurde verfasst von ak wantok. Der ak wantok ist eine Gruppe von zwei Frauen und einem Mann, die seit über 15 Jahren in der autonomen Bewegung engagiert sind. (Quelle: Unrast Verlag)
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